Turnierstress

Hilfe bei Turnierstress

Jeder Reiter kennt es, aber nicht jeder kann es sich erklären. Bei den Vorbereitungen zu Hause klappt alles bestens. Sobald es zum Turnier losgehen soll, ist der Wurm drin. Das Pferd möchte nicht in den Hänger, es scheut auf dem Turnier, ist unkonzentriert, verpatzt die leichtesten Aufgaben und so weiter.

Anne Pobell mit Freddy, in einer vertrauensvollen, Pferde gerechten Kommunikation mit gemeinsamen Blick. Ganzheitliches Pferdetraining, Turnierstress

Die Gründe dafür werden oft als Ungehorsam oder als Prüfungsangst gedeutet. Doch ein Pferd „kennt“ keine Prüfungen, es kann also davor keine Angst oder Unwillen haben.
Die Ursachen für seine Reaktionen liegen woanders. Und wir Menschen sind gefragt, die Stressfaktoren dafür zu erkennen und zu vermeiden.
 
Dazu ist es notwendig, ein gewisses Verständnis für sein Pferd zu entwickeln, für seinen Charakter, sein Nervenkostüm, und nicht zuletzt für seine eigene Lebensgeschichte.
 
Grundsätzlich aber gilt für alle Pferde:
Es sind Herdentiere. Ihr Überleben ist von der Sicherheit der Herde mit ihren Leitpferden und einer klaren Herdenstruktur abhängig.
 
Es sind Fluchttiere. Sie reagieren in Stresssituationen immer mit ihrem Fluchtinstinkt. Dies ist ihre einzige „Verteidigung“, denn sie könnten gegen keinen ihrer Feinde durch Kampf gewinnen.

Fünf Punkte zur Stressreduktion

1. Beziehungsaufbau mit Klärung „Wer gibt Orientierung“

Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd kann nur vom Boden aus aufgebaut werden, nicht vom Sattel aus.
 
Ein Pferd sucht sich sein „Leittier“, welches Gelassenheit und Weitblick ausstrahlt. Daran orientiert es sich, weil ihm dies Sicherheit garantiert.
 
Auf der Weide bewegen sich Pferde gegenseitig durch Blicke und Gesten. Ranghöhere Pferde bewegen sich selbst wenig und lassen Rangniedere weichen. Dieses Spiel „Wer bewegt Wen“ zur Klärung der Reihenfolge gilt auch für den Menschen.
 
Um bewusst die „ansagende Position“ vor seinem Pferd zu erlangen, gilt es die Pferdesprache = Körpersprache zu erlernen. Es gibt grundlegende Verhaltensregeln aus der Pferdesprache, die der Mensch einhalten muss und hilfreiche Übungen dazu.
 
Dazu startet man bei mir mit Führtraining und Bodenarbeit am langen Seil. Die Bodenarbeit kann bis zur freien Arbeit in der Halle oder Round-Pen erweitert werden.

2. Vorbild für das Pferd sein

Pferde vermögen jede, auch noch so unterschwellige Stimmung zu erfassen. Ist also der Mensch, sein Leittier aufgeregt, bedeutet das für sie unmittelbare „Gefahr“. Das Pferd beginnt Stresshormone auszuschütten, wird nur noch von seinem Fluchtinstinkt gesteuert und reagiert nicht mehr auf seine Besitzerin.

Darum unbedingt Hektik auf Grund von z.B. Zeitnot vermeiden und bei Nervosität vor Prüfungen als Turnierreiter selbst zum Beispiel Baldriantropfen einnehmen.

3. Desensibilisierung durch Gelassenheitstraining

Durch gezielten und langsam steigernden Einsatz von „gruseligen“ Gegenständen wie Regenschirme, wehende Fahnen oder raschelnde Plastiktüten das Pferd auf mögliche Schrecksituationen am Turnierplatz vorbereiten. Zwar kann man sich nicht gegen alle möglichen Dinge wappnen, aber das Vertrauen wächst mit jeder bewältigten Schrecksituation.
 
Für das Gelassenheitstraining gibt es grundsätzliche Techniken, die man auf alle Objekte übertragen kann. Diese Techniken kann man bei mir erlernen. Eine Regel ist, dass sich das Pferd dem Objekt zuwendet und nicht dabei flieht.

4. Üben außerhalb des Reitstalles, in fremder Umgebung

Des Weiteren kann man sein Pferd an den Besuch von fremden Reitställen mit unbekannten Pferden gewöhnen, genauso wie auch an den Besuch von Turnieren ohne eigene Teilnahme. Es lernt dadurch, seinen sicheren Hof und Herdenverband ohne Gefahr zu verlassen.

5. Das erste Turnier

Am Turniertag ist es hilfreich, Übungen zur Klärung der Beziehung und „Rangfolge“ wie das Führtraining zu wiederholen. Bei Bedarf hilft die Übung „Kopf senken“ zum Ausschütten von Entspannungshormonen und damit zur Stressreduktion.
 
Grundsätzlich gilt: Gelassenheit ausstrahlen und eigenes Ziel vor Augen behalten.